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Du, meine Seele, begreifst du, wie das Böse entstand?

Jesus an Maria Valtorta - «Die Hefte 1945-1950»

Der Engel Azarias erklärt durch Maria Valtorta, wie der schönste der Engel, Luzifer, rebellieren konnte, zum Satan wurde, zum Widersacher, zum schlimmsten Lügner, und was das für Gott, aber auch für uns bedeutet. Diese sehr nützliche «Lektion» ist unentbehrlich, um sie gut zu kennen und zu verstehen, um alle inneren Einwände zu beseitigen und um zu wissen, wie man in der Stunde des Abfalls und der offenen Verfolgung gegen die Kinder Gottes über die Hoffnung, die in uns wohnt, Rechenschaft ablegen kann.

Während ich mit Nadelarbeit beschäftigt bin, betrachte ich im Geiste die Gestalt Jesu Christi, wie sie sich der Seele darstellt. Wenn ich ein Gemälde von Ihm nach meinen Angaben und daher so nah wie möglich an den tatsächlichen Zügen Seines Hlst. Antlitzes anfertigen lassen könnte, würde ich einen Titelsatz darunter schreiben lassen, der «alles» das, was Jesus von Nazareth ist, zusammenfasst. Ich denke an: «Kommt alle zu Mir», an «Ich bin der Weg – die Wahrheit – das Leben», an: «Ich bin es, fürchtet euch nicht». Aber ich spüre, dass es noch nicht das ist, was meine Seele will, um «den Christus» zu bezeichnen.
Da sagt der hl. Asarja zu mir:
«Jesus ist die Synthese der Liebe der Göttlichen Drei. Jesus ist die Synthese dessen, was die Heiligste Dreifaltigkeit und Einheit Gottes ist. Er ist die Vollkommenheit der Drei, zusammengefasst in Einem. Es ist die unendliche und multiforme Vollkommenheit, die in Jesus zusammengefasst ist. Ein Abgrund der Vollkommenheit, vor dem sich die himmlischen Heerscharen und die Menge der Seligen des Paradieses anbetend verneigen. Ein Abgrund an Liebe, der allein von denen, die selbst Liebe haben, begriffen und angenommen werden konnte und werden kann.
Von da aus ist es möglich zu erklären, wie der Erzengel, der ein gutartiger und heiliger Geist war, zum Geist des Bösen werden konnte. Er war allerdings nicht so heilig, dass er lauter Liebe war. Es ist nämlich das Maß der Liebe, das einer in sich hat, das zum Maß seiner Vollkommenheit und seiner Unempfänglichkeit für jegliche Verderbnis wird. Wenn die Liebe vollständig ist, kann nichts Verderben Schaffendes eindringen. Das Molekül, das nicht liebt, wird hingegen leicht zu einer Bresche für das Eindringen der ersten Elemente, die nicht Liebe sind. Und diese brechen dann die guten Elemente auf, verbreitern den Durchgang, überschwemmen und ertränken jene, bis sie sie ganz umbringen. Luzifer hatte ein unvollständiges Maß an Liebe. Die Selbstgefälligkeit nahm einen solchen Raum in ihm ein, in dem keine Liebe bestehen konnte. Und das wurde zur Bresche, durch die seine ruinöse Entartung eindrang. Ihretwegen hatte er den Christus-ganz-Liebe, die Synthese der unendlichen, einzigen und dreifaltigen göttlichen Liebe nicht begreifen und anerkennen wollen. Und, dass heutigentags die Häresie, welche die Gottmenschheit der Zweiten göttlichen Person leugnet und in dieser lediglich einen einfachen guten und weisen Menschen sieht, so weit verbreitet ist, lässt sich leicht mit diesem Schlüssel erklären: mit der mangelnden Liebe im Menschenherzen, der Liebesunfähigkeit, der Liebesarmut.
Bedenke, meine liebe Seele, dass es sowohl zur Zeit Christi als auch in eurer Ära immer die zwei Punkte waren, gegen die der stolze menschliche Intellekt aufbegehrte, der ja nicht glauben kann, wenn er nicht demütig und liebend ist: dass nämlich der Messias (Christus) Gott und Mensch sei, der einzig und allein geistliche Werke vollbringt, um deretwegen er auch von Seinen Ihm am nächsten Stehenden gehasst und verraten wurde, und dass Er das Sakrament der göttlichen Liebe ­geschaffen habe. Deshalb haben die «Liebelosen» bisher häretisch ­behauptet und werden alle Zeit wieder behaupten, dass Gott nicht in Jesus und nicht in der hochheiligen anbetungswürdigen Eucharistie sein kann.
Wenn du nun, meine liebe Seele, einen Satz unter das Bildnis des Gottmenschen schreiben lassen wolltest, müsstest du ihn so lauten ­lassen: «Ich bin die Synthese der Göttlichen Liebe».»
Und da verstummt der hl. Asarja in Anbetung.
Welch ein Friede! Welch ein Friede in mir, welch ein Licht, welch ein geistiges Wohlgefühl, das sich dank einer völlig überzeugenden Antwort über meinen Geist senkt, überkommen mich während und im Anschluss an die Lektion des Engels! Mit diesem Schatz klappe ich das Heft zu und kehre zu meiner Handarbeit zurück, während mein zufrieden gestellter Geist weiter in der empfangenen Lektion verweilt.
Später lese ich sie noch einmal, denke darüber nach und konzentriere mich auf den Satz: «Luzifer war nicht so heilig, dass er lauter Liebe war». Die erhabene Vorstellung, die ich von den Engeln habe, verwehrt mir, zu begreifen, wie ein solcher Geist wie der eines Engels solche Mängel gehabt haben kann. Die Sünde der Engel hat mich von jeher in eine unüberwindliche Verständnislosigkeit gestürzt! Und niemals hat mir einer eine überzeugende Erklärung dafür gegeben, wie von dem Vollkommenen Wollen Gottes geschaffene Geistwesen in einer Schöpfung, in der es das Element des «Bösen», das sich ja noch nicht gebildet hatte, nicht gab, Wesen also, welche in die Anschauung der Ewigen Göttlichen Vollkommenheit, und allein in diese, anschauend versunken waren, hatten sündigen können. Nun verweile ich bei dem Satz: «nicht so heilig, um lauter Liebe zu sein», und der ruft wieder mein: «Wie war das nur möglich?» hervor.

Der hl. Asarja sagt mir:
«Die Engel sind den Menschen überlegen. Ich sage «Menschen», um die Wesen zu bezeichnen, die aus Materie und Geist bestehen. Denen sind wir, die Ganz-Geist-Wesen, überlegen. Bedenke jedoch, dass, wenn die göttliche Gnade im Menschen lebt und das Kostbare Blut des Mystischen Leibes, dessen Haupt Christus ist, in ihm zirkuliert und die Sieben Sakramente ihn von der Geburt bis zum Tode in jedem Stande und in jeder Lebensphase stärken, dann sehen wir in euch, den lebendigen «Tempeln des Herrn», den Herrn selbst und beten Ihn in euch an, und dann seid ihr «anderen Christusse» uns überlegen und besitzt das, was das «Brot der Engel» genannt wird, das aber für die Menschen allein göttliches Brot ist. In uns besteht ein unersättlicher Hunger nach der Eucharistie, durch den wir eure Nähe suchen, wenn ihr euch von Ihr nährt, um den göttlichen Wohlgeruch dieser gött­lichen Speise wahrzunehmen!
Aber, um zu dem Ausgangspunkt zurückzukehren, sage ich dir, dass die Engel, die durch Natur und Vollkommenheit von euch unterschieden sind, genau wie ihr, einen freien Willen besitzen. Gott hat nichts Sklavenhaftes erschaffen. Im Ursprung war nur Ordnung in dem Geschaffenen. Die Ordnung schließt freilich die Freiheit nicht aus. In der Ordnung ist vielmehr vollkommene Freiheit. In der Ordnung gibt es auch keinen Zwang aus Angst vor einer Invasion, einer Intrusion, einer Anarchie durch andere Willen, die Zusammenstöße und Zerstörungen hervorrufen könnten, weil sie in den Bannkreis oder die Umlaufbahn anderer Wesen oder geschaffener Dinge eindringen könnten. So war das gesamte Universum, bevor Luzifer seine Freiheit missbrauchte und durch seinen Eigenwillen zuerst in sich selbst eine Unordnung der Leidenschaften hervorrief, um sodann Unordnung in der göttlichen Ordnung zu stiften. Wäre er lauter Liebe gewesen, hätte es in ihm keinen Platz für anderes gegeben, das nicht Liebe wäre. Er hatte hingegen Platz für den Hochmut, den man auch: Unordnung des Intellekts nennen könnte.
Hätte Gott nicht das alles verhindern können? Doch. Aber warum hätte Er dem freien Willen des schönsten, intelligentesten Erzengels Gewalt antun sollen? Hätte Er, der Allergerechteste, dann nicht Selbst Unordnung in Seine geordneten Gedanken gebracht, indem Er das, was Er vorher gewollt hatte, das heißt, die Freiheit des Erzengels, widerrufen hätte? Gott hat den verwirrten Geist nicht bedrängt, um ihn gewaltsam am Sündigen zu hindern. Dessen Nicht-Sündigen wäre dann in keiner Weise verdienstvoll gewesen. Es war nämlich auch für uns erforderlich, dass wir das «Gute zu wollen» verstünden, um weiterhin die Anschauung Gottes, die unendliche Seligkeit, genießen zu dürfen.
Gott hatte bei den ersten Schöpfungstaten den erhabenen Erzengel an Seiner Seite haben und ihn auch über die Zukunft der Liebesschöpfung ins Bild setzen wollen, und Er hatte ihn ebenso über die anbetungswürdige und schmerzliche Notwendigkeit unterrichten wollen, die seine Sünde Gott auferlegen würde: die Menschwerdung und den Tod eines Gottes, um das Verderben aufzuwiegen, das Luzifer durch die Sünde heraufbeschwören, wenn er den Hochmut in sich selbst nicht niederkämpfen würde… Die Göttliche Liebe konnte nur eine solche Sprache sprechen. Die erste Entäußerung Gottes liegt in diesem Akt, den Stolzen in Sanftmut zu beugen, indem er ihn durch die Vision dessen, was sein Hochmut Gott auferlegen würde, gleichsam anflehte, nicht zu sündigen, um nicht auch andere zur Sünde zu verführen.
Es war ein Akt der Liebe. Aber der schon zu Satan gewordene Luzifer hielt das für Angst, Schwäche und einen Affront, für eine Kriegserklärung; und da erklärte er dem Vollkommensten den Krieg mit den Worten: «Du bist? Auch ich bin. Was Du geschaffen hast, hast du für mich geschaffen. Es gibt keinen Gott. Und wenn es einen gibt, dann bin ich es. Ich bete mich an. Ich verabscheue Dich. Ich weigere mich, den als Herrn anzuerkennen, der mich nicht zu besiegen versteht. Du hättest mich nicht so vollkommen erschaffen dürfen, wenn Du keine Rivalen gewollt hast. Nun bin ich aber, und bin gegen Dich. Besiege mich, wenn Du kannst. Aber ich fürchte dich nicht. Auch ich will erschaffen; und vor mir wird Deine Schöpfung erzittern, und ich werde sie durcheinander wirbeln wie einen vom Winde zerrissenen Wolkenfetzen, denn ich hasse Dich und will das Deine zerstören, um auf den Ruinen das Meine zu erschaffen. Ich kenne und anerkenne keine andere Macht außer der meinen. Und ich bete keinen anderen, keinen anderen, keinen anderen noch länger an, als mich selbst».
Du, meine Seele, begreifst du, wie das Böse entstand? Aus dem freien, von Gott so geachteten Willen eines Wesens, das nicht «lauter Liebe» war. Und glaube, dass auf jeder Sünde, die seitdem geschehen ist, dieses Urteil steht: «Hier ist nicht lauter Liebe». Die vollständige Liebe verbietet das Sündigen. Ganz ohne Zwang. Dem, der liebt, fällt es nicht schwer, gerecht zu leben! Die Liebe trägt ihn hoch über allen Schlamm und alle Gefahren und reinigt ihn von einem Augenblick zum anderen von all den kaum sichtbaren Unvollkommenheiten, die es noch auf der untersten Stufe der Heiligkeit gibt, in jenen Zustand hinein, in dem der Geist so fortgeschritten, dass er wirklich König und schon in geistlicher Hochzeit seinem Herrn vereint ist und bereits das Leben der Seligen im Himmel, lediglich um einen Grad vermindert, genießt, weil Gott sich Seinem gesegneten Kind so sehr hinschenkt und offenbart.
Ehre sei dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist.»

«Die Hefte 1945-1950», S. 185-189

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