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Mein Sprachrohr ist ein armes Nichts

Maria Valtorta

Wie man Prophezeiungen empfangen und ihre «Sprachrohre» verstehen soll.

Jesus sagt:
«Mir scheint, dass ich schon mehrmals wiederholt habe, dass man entweder glaubt, oder nicht glaubt, dass Meine Zeit sich nicht mit eurem Maß messen lässt, und dass diejenigen selig sein werden, die glauben, ohne Beweise zu verlangen.
Ich füge jetzt hinzu, dass die Prophetie Perioden von Wiederholung oder auch scheinbarer Zurücknahme aufweisen kann, die sich hingegen einzig und allein als eine von Gott dem Glauben der Menschen auferlegte Prüfung herausstellen.
Alle antiken und modernen Prophezeiungen (Ich nenne antik diejenigen von Adam bis zu Meinem Kommen und modern die von Meinem Kommen bis zur jetzigen Zeit, denn eure zwanzig Jahrhunderte sind angesichts Meiner Ewigkeit nur ein Bruchteil einer Stunde) enthalten Stellen, an denen sie irrig erscheinen, denn eurer Meinung nach hätten sie sich in einer bestimmten Zeitepoche erfüllen müssen, was aber nicht geschehen ist. Das Auge Meines Dieners sieht jedoch mit Meinem Auge. Ihr hingegen seht mit dem euren. Daher sieht oder wiederholt also Mein Diener in Meinem Namen, und das, was ihr als schon überholt anseht, kann ein Ereignis sein, das erst in der Zukunft eintritt. Das gilt für alle Prophezeiungen, auch die der größten Geister.
Für den, der nur mit seinen menschlichen Augen betrachtet, kann auch die vollkommene göttliche Prophezeiung irrig und von den Fakten widerlegt erscheinen: nämlich die Meine. Gewinnt man beim Lesen der Evangelien nicht den Eindruck, dass das Ende der Welt sich gleich nach der Zerstörung Jerusalems ereignen würde? Aber wie viele Jahrhunderte sind seitdem schon vergangen? Aber dem Ende der Welt werden die von Mir genannten Zeichen vorausgehen, die euch in eurer Ignoranz und eurer Angst schon so oft nahe bevorstehend erschienen sind. Ich allein kenne den Augenblick, wann sie einsetzen, aber ich erachte es nicht für notwendig, ihn zu nennen. Auch aus Güte für die Lebenden jener Stunde.
Ihr werdet doch gewiss nicht annehmen wollen, dass Ich, der vollkommene Prophet, in dem die Geheimnisse der Gottheit niedergelegt sind, Mich geirrt hätte! Genau so werdet ihr doch nicht meinen wollen, dass Petrus, Paulus und vor allem Johannes, der auch über die Zeit Meines irdischen Aufenthaltes hinaus mit Seinem Meister verschmolzen blieb, geirrt hätten. Und sagt nicht Petrus: “Das Ende aller Dinge ist nahe”? (1 P 4,7). Und Paulus: “Wir, die noch Lebenden bis zur Ankunft des Herrn” und weiter: “Ihr wisst sehr wohl, dass der, der ihn noch aufhält, der Herr ist, denn er soll sich erst zur vorherbestimmten Zeit offenbaren. Das Geheimnis der Bosheit ist schon am Werk”. Es könnte also scheinen, dass der Antichristus schon seitdem am Werk wäre und allein Gott ihm nicht gestatten würde, voll in Erscheinung zu treten, um von Mir zu Boden gestreckt zu werden. Und Paulus ermahnt die damaligen Christen, fest im Glauben zu stehen, um dem Bösen, das am Werk ist, zu widerstehen. Und mein Johannes, der Erleuchtetste schließlich, dem die Himmel Ausblicke zukünftiger Ereignisse, die nur Gott kannte, gewährt haben, und dem Mein Herz mit all seinen geheimsten Geheimnissen eröffnet wurde, beschließt er nicht das so erhabene Buch, das geradezu mit der Feder eines Erzengels geschrieben zu sein scheint, mit den Worten: “Siehe, Ich komme bald. Der, der diese Dinge bezeugt, sagt: Ja, Ich komme bald”?
Ich sage euch nun also dieselben Worte wie Meine Heiligen: “Vor dem Herrn ist ein Tag wie tausend Jahre, und tausend Jahre sind wie ein Tag. Der Herr verzögert sich nicht, sondern übt Geduld… Es gibt Dinge, die schwer zu verstehen sind, welche die Unwissenden und die Ungefestigten zu ihrem Verderben durcheinanderbringen”.
Ach! Selig die Glaubenden und die Zufriedenen, die nicht allzu vieler Beweise bedürfen, selig die, welche sich auf das Wort des Herrn verlassen. Auch wenn es ihnen dunkel erscheint, und die sich nicht mit den Skrupeln des Thomas peinigen, der einige Tage länger als die anderen litt, weil er nicht an Meine Auferstehung geglaubt hatte, und dann weitere Tage aus Reue darüber, dass er erst, nachdem er sich überzeugt hatte, geglaubt hat!
“Geht den törichten Fragen, den Genealogien, den Streitgesprächen und den Kämpfen (um das Gesetz) aus dem Wege; sie sind unnütz und eitel”, sagt Paulus (Titus 3,9). Erinnert euch, dass Johannes wenige Zeilen später sagt: “… auch jetzt gibt es schon viele Antichristusse, weshalb wir erkennen können, dass es die letzte Stunde ist… Ich habe euch nicht geschrieben (nicht für euch geschrieben) wie an jemand, der die Wahrheit nicht kennt, sondern wie an jemand, der sie kennt und der weiß, dass aus der Wahrheit keine Lüge kommen kann” (1 Joh 2,18-21). Und schließlich erinnere Ich euch daran, dass der, der die Worte Gottes wiedergibt oder direkt spricht, es nicht aus menschlichem Wollen tut, “sondern vom Heiligen Geist inspiriert”, wie Petrus in seinem 2. Brief sagt (2 P 1,21).
Für sich selbst genommen, ist Mein Sprachrohr ein armes Nichts, das niemals seine Nichtigkeit stärker empfindet, als wenn Ich ihm eine Schriftstelle vorlege und es auffordere: “Lege sie aus”. Dann kommt es sich wie ein in ein Netz gefallenes erschrecktes Vögelchen vor. Ich, der Ich in sein Herz schaue, sehe, wie es vor Verlegenheit und Zittern vergeht wie ein Student, der seinem Examensprofessor auf eine Frage nicht zu antworten weiß. Aber mir gefällt dieses sein Nichtwissen, weil es dadurch niedrig und fügsam wie ein Seidenschleier gehalten wird.
Was die einzelnen Stücke betrifft, so ist es unnütz, sie den Reptilien zur Speise vorzuwerfen; sie könnten sich ihrer als Waffe zum Schaden und zur Knebelung Meiner kleinen Christusse bedienen. Ich sagte bereits und wiederhole, dass große Klugheit erforderlich ist, denn ihr lebt unter giftigen Reptilien. Warum wollt ihr törichte Neugier befriedigen? Ich diktiere das, was Ich diktiere, nicht zu eurem Zeitvertreib, und auch nicht, um Mich eurer krankhaften Sucht, die Zukunft zu erfahren, zu beugen. Wenn ihr sie erführet, würdet ihr euch dann vielleicht ändern? Nein. Lügt nicht und seid nicht naiv. Ihr ändert euch nicht. Die redlichen Geister haben schon mehr als genug von dem, was für alle gesagt worden ist, ohne die tiefsten Schleier zu lüften, erhalten. Die übrigen… o! die übrigen! Wenn sie sich nicht dazu hergeben, vielen anderen zu schaden, machen sie sich daran, sich selbst zu schaden, weil sie Mein neuestes Wort untersuchen, nicht etwa befolgen; sie untersuchen Mein neuestes Wort einzig und allein in menschlichem Licht und mit menschlicher Methode. Und habe Ich nicht gesagt, dass diese Methode tödlich ist?
Ich sagte – und wenn Ich nicht müde werde, Meine Lehre zu wiederholen, so werde Ich doch müde, immerzu die Anordnungen bezüglich des “Sprachrohrs” zu wiederholen – nämlich, dass erst dann, wenn es nicht mehr auf der Welt ist, seine ganze Mühe bekannt gemacht werden soll. Habt keine Eile, Gesamtdarstellungen zu verfassen. Mein Sprachrohr hat auch keine Eile. Es legt keinen Wert darauf, bekannt oder bewundert zu werden, weder für die Mühe, noch für den Umfang seiner Arbeit. Es erlaubt euch noch immer unter Bluttränen, Seiten, die “ganz ihr gehören”, aus Liebe zu Mir zum Wohl aller zu verwenden. Weiter will es nichts, weil Ich es nicht will; in Meinem Sprachrohr ist nämlich nur ein einziger Wille: der Meine.
In Meinen Diktaten habt ihr ganze Schatztruhen von Edelsteinen, die ausreichen würden, die Welt mit Licht zu erfüllen. Warum wollt ihr auch die Diamanten herausziehen, die erst in einigen Jahren benutzt werden können, ohne dass die Kräfte des Bösen sich ihrer bemächtigen, um sie zu zerstören? Bemerkt ihr nicht, dass ihr in den Händen der Feinde Christi seid?
Derjenige, der schreibt, wird geführt. Aber derjenige, der es überträgt muss herauszufinden wissen, was nur für einen einzigen bestimmt ist, der, weil er seinerseits von Mir geführt wird, verstehen und seinen Segen geben kann. Bewahrt also für die Stunde, die Ich euch bezeichnen werde, die ganze Arbeit Meines “Sprachrohrs” und gebt das, was euch gegeben werden wird, den Armen der Welt, je nach ihrer Verfassung. Und betet, dass ihr euch bei eurer Auswahl nicht von menschlichen Gesichtspunkten leiten lasst.
Bezüglich der Tagesereignisse hat P.M. bereits gewisse Parallelen feststellen können und darf das bezeugen. Für das übrige, sage Ich noch einmal, soll er wie der Seelenführer von Benigna verfahren, der zwar in besseren als diesen Zeiten lebte und eine weniger explosive Materie als diese hier in Händen hatte, um Mich den gegenwärtigen Umständen angepasst auszudrücken; hier handelt es sich zwar weniger um Explosionen von Chemikalien als um die höllischer Substanzen.
Wiederholt eure Fragen nicht, denn Ich werde nicht noch einmal darauf antworten. Weicht bitte nicht von der Regel  ab, denn das segne Ich nicht. Nehmt eure Arbeit und gebt sie Meinem Sprachrohr. Es wird euch die Stellen angeben, die nicht den Neugierigen und nicht den Bösen zur Verfügung gestellt werden sollen. Ich werde ihm bei der Auswahl die Hand führen.
Es sind die Kleinen, die wie Vögelchen instinktiv die Gefahr wittern. Und Mein “Sprachrohr” ist nicht weniger klein als Ich es im Schoß meiner Mutter war. Deswegen liebe Ich es.»

«Hefte 1943»,
Kap. 10, 09.12.1943
S. 611-615

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