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Clara Fey: eine neue Selige für uns heute

Die Feier der Seligsprechung Clara Feys wird am 5. Mai 2018 im Hohen Dom zu Aachen stattfinden. Nachdem Papst Franziskus das entsprechende Dekret unterzeichnet hatte, sagte der Aachener Bischof Helmut Dieser: «Mit dieser Entscheidung wird die Gründerin des Ordens der Schwestern vom armen Kinde Jesus für ihren Glauben, ihre Spiritualität und ihr Werk der tätigen Nächstenliebe gewürdigt.» Zwar lebte diese Frau schon im 19. Jahrhundert, aber «was sie zu sagen hat, ist heute aktuell, modern und von besonderer Bedeutung für uns» (im Vorwort eines Büchleins). Schauen wir also ein wenig auf ihr Leben und Wirken.
Geboren wurde Clara am 11. April 1815 in Aachen als viertes der fünf Kinder einer wohlhabenden, tief gläubigen und sozial engagierten Familie. Joseph und Andreas wurden Priester, Constantia starb früh, Katharina heiratete.1
Es war die Zeit der Industrialisierung, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts gravierende soziale Probleme mit sich brachte. Die Maschinen verdrängten auch in Aachen die weitverbreitete Heimarbeit. Viele Menschen waren gezwungen, den Lebensunterhalt in der Tuch- und Nadelindustrie zu verdienen. Bei äußerst schlechten gesundheitlichen Bedingungen und endlosen Arbeitszeiten mussten die Betroffenen für einen kärglichen Lohn arbeiten, der selten für den Broterwerb der Familie ausreichte. Daher waren zahlreiche Kinder sich selbst überlassen, gingen in keine Schule und trieben sich bettelnd auf den Straßen herum. Andere mussten schon im Alter von sieben, manche sogar ab nur vier Jahren, 12 bis 14 Stunden am Tag in den Fabriken arbeiten.2
Weder der Staat noch die Stadt schienen ein Auge für diese Kleinen zu haben. Aber es gab auch Menschen, die entschlossen gegen das Elend angingen. Zu ihnen gehörten die Geschwister Fey. Sie trafen sich sonntags im Elternhaus mit befreundeten Priestern, Freundinnen Claras und anderen engagierten Laien, um die Zeichen der Zeit im Licht des Evangeliums zu deuten und zu überlegen, wie man helfen könne. Schon bald begannen die jungen Frauen, sich armer Kinder anzunehmen und ihnen Pflege, Erziehung und Unterricht zu geben. Sie setzten ihre Kraft und ihr Vermögen ein, um die unhaltbare Situation ein wenig zu entschärfen. 1837 entstand unter Führung der erst 21-jährigen Clara eine kleine Armenschule. Ihre Brüder und einige andere Priester halfen mit. Als Clara und ihre Freundinnen mit der Arbeit begannen, stießen sie auf Unverständnis bei manchen Vornehmen der Gesellschaft. Sogar der Pfarrer meinte: «So junge Mädchen müssen ein Spiel haben; lasst sie nur, wenn sie es müd’ werden, dann hören sie von selbst auf.» Aber es kam anders; die Zahl der betreuten Kinder und der Helferinnen wuchs rasch an. Zum Kreis um Clara Fey gehörten Franziska Schervier und Pauline von Mallinckrodt, die später anderen Notleidenden halfen; Franziska widmete sich den Kranken, Pauline den Blinden. Sie wurden – wie Clara selbst – zu Ordensgründerinnen und sind bereits seliggesprochen. Mit Clara werden es dann drei Aachener Schulfreundinnen sein, die Selige des Himmels sind.
Clara legte ihren Helferinnen immer wieder ans Herz: «Lieben wir die Kinder, weil Jesus sie liebt, und lieben wir Jesus in ihnen!» Da manche der Kleinen kein gutes Zuhause hatten und teilweise nicht einmal ein Dach über dem Kopf, begannen diese jungen Frauen, die meist gefährdeten zu sich zu nehmen. Das gemeinsame Wohnen förderte ihre apostolische Arbeit und ihr Gebetsleben. So kam es, dass Clara Fey mit drei ihrer Freundinnen am 2. Februar 1844 die Kongregation der Schwestern vom armen Kinde Jesus gründete. In diesem Namen fand Clara den Auftrag der Gemeinschaft ausgedrückt: die christliche Erziehung von Kindern und Jugendlichen, vor allem der benachteiligten. In ihrer Bescheidenheit nannte sie es einfach: «Die Kinder zu Jesus führen.»3 Sie wollte die Kleinen zu lebenstauglichen Menschen heranbilden und in ihnen eine persönliche Beziehung zu Jesus wecken. Viele junge Frauen schlossen sich der Gemeinschaft an, so dass immer mehr Schulen und Kinderheime übernommen oder gegründet werden konnten. Bald schon wurden die Schwestern auch nach Österreich und Luxemburg gerufen.
Natürlich konnte das Kreuz nicht fehlen. Besonders spürbar wurde es während des Kulturkampfes (1871-1887). Die Regierung Bismarcks beschloss 1872 die Ausweisung aller Ordensleute von öffentlichen Schulen in Preußen. So sahen sich auch Clara Fey und ihre Schwestern gezwungen, 24 der 27 bis dahin gegründeten Häuser zu schließen und die Heimat zu verlassen. Tausende armer Kinder blieben schutzlos zurück. Zu Beginn jener schweren Zeit schrieb die Ordensgründerin ihren Schwestern: «Gott hat uns ein großes Kreuz auferlegt in dem, was uns bevorsteht. Wir müssen uns stärken im Glauben und Vertrauen auf den Herrn.»
Unter schwierigsten Bedingungen suchte sie in anderen europäischen Ländern für die knapp 700 Schwestern ein Dach über dem Kopf und apostolische Tätigkeiten. Mit Gottvertrauen und dem Bemühen um eine innige Verbundenheit mit Gott meisterten Clara Fey und ihre Schwestern die harte Prüfung. Und wieder einmal galt, dass Gott auch auf krummen Zeilen gerade zu schreiben versteht, denn der Kulturkampf trug dazu bei, dass es zu insgesamt 12 Neugründungen kam, und zwar in Belgien, England, Frankreich, Luxemburg, in den Niederlanden, in Österreich und Südtirol. Ab 1887 konnten die Schwestern in die Heimat zurückkehren. Die im Ausland neu gegründeten Häuser blieben bestehen und ehemalige in Deutschland wurden wiederbelebt.
Woher kam dieser tapferen Frau die Kraft für die vielen Aufgaben? Es war ihre Verbundenheit mit Gott und das Bewusstsein seiner Gegenwart. Tief durchdrungen von Liebe zu Ihm erneuerte sie diesen Gedanken sehr häufig, unabhängig von dem, was gerade geschah oder was sie tat. Sie liebte das Wort Jesu, das für jeden Christen gilt: «Manete in me – Bleibt in mir.» (Joh 15,4) Uns allen kann Clara Fey Mut machen für den Alltag, wenn sie daran erinnert: «Gott ist nie ferne von uns; wir sind überall von Ihm umgeben. Wie das Einatmen der Luft, so soll der Gedanke an Gott das beständige Atemholen unserer Seele sein.» Dem Beispiel unserer Gründerin folgend bemühen wir Schwestern uns, diesen Gedanken wachzuhalten und stets mit Gott verbunden zu bleiben in unserm Sein und Tun. Dazu ist uns die tägliche Zeit der stillen Anbetung vor dem Allerheiligsten besonders wichtig. In unserem Aachener Mutterhaus schauen wir dabei auf eine Custodia mit dem eucharistischen Herrn, die aus den Professringen von 200 verstorbener Mitschwestern gearbeitet wurde. In jeden dieser Ringe sind die Worte aus dem Hohenlied eingraviert: «Mein Geliebter ist mein, und ich bin sein» (Hld 2,16), Worte, die unser ganzes Leben mit Freude, Zuversicht und Dankbarkeit erfüllen können und sollen.5
Als Clara Fey am 8. Mai 1894 starb, vollendete sich das Leben dieser großen Frau. Ihre Sensibilität für die Nöte ihrer Zeit und ihre Antwort darauf – aus tiefer Gottes- und Nächstenliebe – hatten sie ein Werk gründen lassen, das unzähligen Kindern und Jugendlichen zum Segen wurde. Bei ihrem Tod zählte die Kongregation bereits weit über 1000 Mitglieder.
Beigesetzt wurde sie auf dem Klosterfriedhof unseres während des Kulturkampfes in den Niederlanden entstandenen Generalmutterhauses. Später wurden ihre sterblichen Überreste in die dortige Klosterkirche übertragen. Im Jahr 2012 kamen sie zurück in Claras Heimatstadt Aachen, wo sie in der Bischofsgruft des Domes ihre vorläufige Ruhestätte fanden. Am Tag nach der Seligsprechung werden ihre Reliquien in feierlicher Prozession vom Dom in die nahe Kind-Jesus-Kapelle übertragen. Durch die Seligsprechung am 8. Mai 2018 wird Clara Fey mehr Menschen als bisher bekannt und ihnen Vorbild und Fürsprecherin sein bei Gott.
Und ihr Werk besteht weiter. Die Schwestern vom armen Kinde Jesus leben und arbeiten heute in Belgien, Deutschland, England, Frankreich, Indonesien, Kolumbien, Lettland, Luxemburg, in den Niederlanden, in Österreich, Peru und Spanien. Zu ihrer apostolischen Arbeit gehören Kindergärten, Grund- und Realschulen, Gymnasien, Einsatz in der Katechese, der Gemeinde- und Familienpastoral, bei Immigranten, Arbeits- und Obdachlosen, in Gesundheitszentren, Armenküchen sowie in anderen Aktivitäten, in denen sie vorwiegend die Ärmsten der Gesellschaft betreuen. Sie dienen den Menschen mit ihrer Arbeit, ihrem Sein und ihrem Gebet.
Der verstorbene Aachener Bischof Klaus Hemmerle schätzte Clara Fey und meinte in einem Impuls über das Johannesevangelium zu ihrem Leben und ihrer Botschaft: «Das innere Bleiben tut not, damit wir leben, atmen, wir selbst sein, uns frei über uns hinauswagen und verschenken können. Manete in me – Bleibt in mir! Das Wort kann mit uns gehen. Es gibt ein Sich-Festhalten, Augenblick für Augenblick, am Wort und an der Liebe, das sich erweisen wird als innere Ruhe und Kraft zur Freiheit und Gelassenheit. Bleib in ihm, kehr zu ihm zurück! Mutter Clara Fey, Gründerin der Schwestern vom armen Kinde Jesus, war ganz und gar orientiert auf den Dienst an Jesus in den Kleinen und Geringen; aber sie hat darin eine nicht nur aktive, sondern zugleich kontemplative Berufung entdeckt. Nur dieser “innere Raum” ließ sie und die Ihren Wohn- und Bleiberaum eröffnen für die ortlosen, ausgesetzten Kinder. Bei Jesus bleiben, in ihm bleiben, in den tausend Funktionen und Abläufen, die uns jeder Tag zumutet, ist auch für uns der Ansatz, um einen Ort zu finden und anderen anzubieten, an dem Leben möglich ist.»
Schwester Ingrid Mohr P.I.J.

Anmerkungen:
1.    Geschwister Fey; v. lks.: Joseph, Clara, Andreas, Netta
2.    Zeichnung v. Sr. Amabilis P.I.J.
3.    Die Kinder zu Jesus führen, Gemälde v. Sr. Amabilis P.I.J.
4.    Custodia im Mutterhaus Aachen

Zur Feier der Seligsprechung am 5. Mai 2018 um 10 Uhr:
Live-Stream auf www.clara-fey.de und www.bistum-aachen.de sowie auf dem Facebook-Account des Bistums Aachen.
Weitere Informationen zu Clara Fey und zur Kongregation der Schwestern vom armen Kinde Jesus: http://www.manete-in-me.org und www.svakj.de

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