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«… denn dazu ist der Sohn Gottes erschienen, dass er die Werke des Teufels zerstöre» (1 Joh 3, 8)

4. Teil: Maria Valtorta - Der Gottmensch

von Margarete Klein

 

Das Ölbergsleiden Jesu

Es muss auffallen, dass Jesus seit dem Anfang des Jahres 1944, in dem die umfangreichen Visionen des Lebens der Hl. Jungfrau Maria und des irdischen Lebens ihres göttlichen Sohnes Jesus einsetzten, Seine «Schreibfeder» Maria Valtorta immer wieder in Visionen Sein Ölbergs­leiden schauen lässt: so am 11./12.2; am 27.2.; 6.5.(1), bevor Er es am 16.3.1945 noch einmal in allen Einzelheiten vor ihren Augen ablaufen lässt, wie Er es schließlich in das Hauptwerk «Der Gottmensch»(2) eingezeichnet haben wollte.
Am 5. Juli 1944, einen Tag, nachdem sie gerade in heftigem inneren Kampf eine teuflische Versuchung abgewiesen hatte, verspricht Jesus ihr «ein großes Geschenk, wie Er es in all den Jahrhunderten nur ganz Wenigen gewährt» habe.
Sie hatte vom 10. April bis 10. Mai 1944 im Zusammenhang mit ihrer Evakuierung aus Viareggio wegen der Kriegsereignisse eine lange Gottesferne durchleiden müssen und war dann in dieser Fremde Ziel eines teuflischen Angriffs geworden. «Der Versucher wollte mich dazu überreden – schreibt sie am 4. Juli – zu menschlichen Zwecken etwas vorzutäuschen. Er sagte mir: «Schreib mit deinen Worten, du kannst ja jetzt mit ein wenig Mühe den Stil des göttlichen Meisters imitieren; schreib doch das, was dir nützen kann, um den, der die Leiden verschafft hat, in Verlegenheit oder in Schlimmeres zu bringen. Er ist gutgläubig und fällt sofort darauf herein». – «Nein!», habe ich erwidert, «ich werde niemals lügen; weder in anderen Dingen, noch in diesen. Wenn es auch gegen meinen Nutzen ist, schreibe ich nur das, was ich von den verschiedenen «Stimmen» erhalte und nichts anderes. Nichts von mir. Weiche von mir!»(3) – Es war ein langer Kampf… Ich habe wie in einem Backofen geschwitzt, habe aber gesiegt. Der Dämon hat sich allerdings gerächt…»
Am 6. Juli 1944 gewährte ihr Jesus dann Sein «großes Geschenk». Wir kommen darauf zurück.

Die Fastenmeditationen des Kardinals Wojtyla

Als in der Fastenzeit des Jahres 1976 der damalige Erzbischof von Krakau und Kardinal Wojtyla vor Papst Paul VI. und der römischen Kurie die Betrachtungen der Fastenexerzitien hielt, gipfelten diese in dem Hinschauen auf den göttlichen, auch von seinen Jüngern in jener furchtbaren Stunde in Getsemani Alleingelassenen und von den Menschen Verurteilten, dem doch vom Vater das ganze Gericht übergeben worden ist. (4)
Der Kardinal hatte seine Fastenbetrachtungen unter das Leitwort der Weissagung des greisen Simeon an Maria gestellt: «Dieser ist gesetzt zum Falle und zum Auferstehen Vieler in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird; aber auch deine Seele wird ein Schwert durchdringen, auf dass die Gedanken vieler Herzen offenbar werden» (Lk 2,34-35). In 22 Kapiteln kommt er immer wieder auf die Getsemani-Stunde des Erlösers zurück und lässt dabei auch die Rolle der Mutter nicht aus dem Blick.
Der Kerngedanke, der den späteren Papst Johannes Paul II. dabei bewegt, ist die beschämende Teilnahmslosigkeit auch der engsten Vertrauten des Herrn, die Ihn in der äußersten geistigen und seelischen Qual allein lassen und schlafen, obwohl Er sie dreimal aufgefordert hat, mit Ihm zu wachen und zu beten… Nur an diesem einzigen Abend im Getsemani hatte Jesus die Apostel ausdrücklich gebeten, sich an Seinem Gebet zu beteiligen…: “Bleibt hier und wachet mit Mir!… damit ihr nicht in Versuchung fallet!” (a.a.O., S. 174).
«Die Apostel vermochten nicht, der Aufforderung zu entsprechen, am Gebet des Erlösers teilzunehmen und ließen Ihn ganz allein. So trat der Sinn des Erlösungsmysteriums zu Tage, worin der Sohn allein auf Du und Du mit dem Vater bleiben sollte…» (S. 174).
«Das Wesentliche der Passion Jesu in Getsemani – so sagt der Kardinal – blieb den Augen der Jünger verborgen…» (S. 89).
«Die Kirche sucht immer nach der von Petrus, Jakobus und Johannes verschlafenen Stunde; sie versucht das Versäumnis wieder gutzumachen und der Einsamkeit des Meisters, die das Leiden Seiner Seele steigerte, abzuhelfen. Es ist jetzt unmöglich, diese Stunde in ihrer geschichtlichen Einmaligkeit zurück zu holen; sie gehört der Vergangenheit an und ist für immer in die Ewigkeit Gottes eingegangen. Doch der Wunsch, sie zurück zu holen, ist Vielen zu einem Herzensbedürfnis geworden, vor allem denen, die tief aus dem Geheimnis des göttlichen Herzens leben. Der Herr gestattet uns, mit Ihm in jener Stunde zusammen zu sein, die in der Menschheitsgeschichte unwiederholbar vorbei ist, und lädt uns wie damals ein, am Gebet Seines Herzens teilzunehmen: “Seines Herzens Sinnen waltet von Geschlecht zu Geschlecht, ihre Seelen dem Tod zu entreißen und sie im Hunger zu nähren”.» (Ps 32,11 + 19; S. 174)… “Ich harrte, ob einer Mitleid hätte, doch es war keiner; ob einer mich tröste, doch war keiner zu finden”. (Ps 68,21).

Die Stunde Jesu

«… nachdem der Teufel mit allen seinen Versuchungen zu Ende war, ließ er bis zu seiner Zeit von ihm ab». (Lk 4,12).
Die «Stunde Jesu», die bei der Hochzeit zu Kana noch nicht heran war, war nun «gekommen». Es war die vom Vater von Ewigkeit her festgesetzte Stunde, «die Werke des Teufels zu zerstören» (Joh 3,8), erkennt der Kardinal. (S. 77)
Welche Werke des Teufels? In allen seinen theologischen und anthropologischen Gedankengängen geht der Kardinal und spätere Papst Johannes Paul II. auf den göttlich geoffenbarten Ursprung zurück, d.h. hier auf die ersten drei Kapitel der Genesis: Die in so großer Heiligkeit und Vollkommenheit erschaffenen Stammeltern hatten sich von dem Hochmütigen und «Lügner von Anfang an und Vater der Lüge» (Joh 8,45) zu derselben Sünde der Rebellion gegen ihren göttlichen Schöpfervater verführen lassen, mit der auch Luzifer gegen Ihn aufgestanden ist. Adam und Eva hatten gesündigt: so war es nach dem Talionsgesetz gerecht, dass ein Mann und eine Frau Wiedergutmachung leisten sollten. Das war es, was in dem Fluch über die Schlange und der gleichzeitigen Verheißung (Gen 3,5) angekündigt worden war: «Feindschaft will ich setzen zwischen dir und der FRAU, zwischen deiner Nachkommenschaft und ihrer Nachkommenschaft…».
Der Kardinal sagt dazu: «Der Mensch konnte selbstverständlich die Welt nicht retten, so wenig, wie er sie hätte erschaffen können. Diese beiden Großtaten Gottes sind einander ebenbürtig.Aber Gott wollte es so, dass der Mensch an der Erlösung und am Heil der Welt mitbeteiligt sei: «Er, der dich ohne dich erschaffen hat, wird dich nicht retten ohne dich” (Hl. Augustinus)… Den größten Anteil am Heilswerk hat Gott der Mutter Christi und Magd des Herrn zugewiesen: der holden Gefährtin Christi». (S. 87).
Im Ausklang seiner Meditationen von 1976 stellt der Kardinal die Gültigkeit der Prophezeiung Simeons für alle Zeiten, besonders für unsere Tage, heraus:
«Wenn heute an der Schwelle des letzten Viertels des 2. Jahrtausends nach Christus, nach dem II. Vatik. Konzil, und angesichts der schrecklichen Erlebnisse, welche die große Menschheitsfamilie durchgemacht hat und noch durchmacht, Jesus Christus sich von neuem als Licht der Welt offenbart, ist Er nicht zugleich auch das Zeichen, dem die Menschen sich mehr als je widersetzen? (S. 224) … Dieser Widerstand gegen Christus auch von Seiten jener, die sich seine Jünger nennen unter gleichzeitiger Berufung auf Ihn, ist ein besonderes Merkmal der Zeit, in der wir leben». (S. 226)
Auf das Geheimnis Marias eingehend, das Simeon gleich darauf anspricht: “Dir selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen, auf dass die Gedanken vieler Herzen offenbar werden”, umreißt er die Rolle Mariens, welche ihr irdisches Leben in Nazareth, nämlich diejenige, Mutter des Gottmenschen zu sein, von Ewigkeit zu Ewigkeit umgibt, jene Rolle, Mitarbeiterin an der Erlösung zu sein, die in der Offenbarung deutlich ausgedrückt ist, und zwar angefangen vom Protoevangelium (Gen 3,15) über die Brücke der Sprichwörter (8,22-32), Jesus Sirach (24,1-22), bis zu dem letzten Buch, der Johannes-Apokalypse (12,1-17).(5)

* * *

Jesus hat das Angebot des Kardinals Wojtyla freudig entgegen genommen, an Seiner Getsemani-Stunde teilzunehmen und mit Ihm zu wachen und zu beten und hat ihn wenig später zum Obersten Hirten Seiner Kirche berufen. Ähnlich seinem göttlichen Herrn und der Mutter des Erlösers, der Johannes Paul II. sich ganz übergeben hatte («Totus tuus»), sollte auch er sehr bald zu einem «Zeichen des Widerspruchs» werden.

Am 13. Mai 1982,

dem Tag, an dem der Papst ein Jahr nach dem Attentat auf ihn nach Fatima gepilgert war, um der Mutter Gottes für seine Rettung zu danken, erhielt Don Stefano Gobbi in München (Dtld.) die folgende Einsprache:
«Mit meinem ersten vielgeliebten Sohn, Papst Johannes Paul II., der heute als Pilger der Liebe und des Gebets zu meiner Gnadenstätte kam, die sich genau an meinem Erscheinungsort befindet, will ich euch alle geistig vereint haben – rund um eure himmlische Heerführerin, die mit der Sonne bekleidete Frau, versammelt.
Blickt auf den Papst, er gibt das Beispiel des Gebets. Sein Leben, das ganz mir gehört, ist von mir im Geist unaufhörlichen und vertrauensvollen Gebets herangebildet worden. Seine Stimme durchdringt die Himmel…
Er steht treu zu dem Auftrag, den er mit seiner Nachfolge auf dem Stuhl Petri erhalten hat; er ist Jesus Christus treu, den er durch sein Wort verkündet und durch sein Leben bezeugt. Somit ist das Licht, das er überall verbreitet, das Licht des Evangeliums selbst… Oft ist der Papst von einer Verlassenheit und Einsamkeit umschlossen. Sein Wort ist das eines Propheten, aber häufig fällt es in eine grenzenlose Leere. Ihr müsst ein starkes Echo auf sein Wort sein, das immer mehr verbreitet, angehört und befolgt werden soll. Folgt alle dieser sicheren Fährte von so großer Leuchtkraft, so lange dieses Licht noch brennt, denn bald könnte die Finsternis auf der Welt und in der Kirche noch dichter werden. Er schreitet mit der Kraft seiner großen Liebe als universaler Hirte und als Stellvertreter meines Sohnes Jesus überall ohne Furcht voran. Er lässt sich durch Bedrohungen und Attentate nicht aufhalten…
Von mir geführt und beschützt durcheilt er… den Weg, den ich ihm vorgezeichnet habe. Und so steigt er täglich seinen schmerzvollen Kalvarienberg hinan und trägt sein großes Kreuz zum Wohl und zur Rettung aller.
Was er jetzt durchlebt, ist ihm von mir schon vorausgesagt worden…».
Es ist kaum anzunehmen, dass Johannes Paul II. die gewaltigen und umfangreichen Offenbarungen des Himmels an Maria Valtorta jemals in die Hände bekommen hat. Er hat allerdings in den Jahren nach dem Attentat auf ihn die Einsprachen der Mutter Gottes an Don Gobbi, die in ihrer theologischen Aussage vollkommen mit den ersteren übereinstimmen, regelmäßig von diesem erhalten. Beide Offenbarungen waren ja in erster Linie an den jeweiligen Papst gerichtet.
Schon als Bischof hat er durch sein Wappen ausgedrückt, dass er sein Priester- und Bischofsamt unter den Schutz des Gekreuzigten und den der mitleidenden, schmerzenreichen, bei dem Gekreuzigten bis zum Ende ausharrenden Mutter gestellt hatte. Durch seine früh vollzogene Weihe der vollkommenen Hingabe an das Heiligste Herz Jesu durch die Hände Mariens – «Totus tuus»- hat er sich Jesus gleichgestalten lassen. Nicht von ungefähr spricht Maria zu Don Gobbi immer wieder von «seinem Aufstieg auf den Kalvarienberg» unter seinen vielen namenlosen Leiden.
Man weiß, dass er jeden Donnerstagabend – oft in seiner Privatkapelle ausgestreckt am Boden liegend – Jesus in seiner geistigen Todesnot, der jetzt die «Todesnot» seiner Kirche durchleidet, Beistand geleistet hat, um für den Schlaf der Apostel Sühne zu leisten.

Am 13. Mai 1991,

zehn Jahre nach dem Attentat auf ihn, sagte die Mutter Gottes in Salzburg, dessen Erzbischof seit Jahrhunderten den Titel «Primas Germaniae» trägt, das Folgende zu Don Gobbi:
«Heute bestätige ich euch, dass dieser der Papst meines Geheimnisses ist, der Papst, über den ich während der
Erscheinungen zu den Kindern gesprochen habe, der Papst meiner Liebe und meines Schmerzes…
Mein Unbeflecktes Herz wird verwundet, wenn es sieht, wie sich Leere und Gleichgültigkeit rund um ihn ausbreiten, so wie das Aufbegehren (die Kontestation) von einigen meiner armen Kinder, von Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Gläubigen, und auch das stolze Sich-Auflehnen gegen sein Lehramt. Daher ist meine Kirche heute durch eine tiefe Spaltung verwundet, vom Verlust des wahren Glaubens bedroht und durchdrungen von einer Untreue, die immer größer wird.
Wenn dieser Papst die Aufgabe erfüllt haben wird, die ihm Jesus anvertraut hat, und ich vom Himmel herabsteigen werde, um sein Opfer aufzunehmen, werdet ihr alle von einer dichten Finsternis des Abfalls eingehüllt sein, die dann allgemein geworden sein wird.
Es wird nur jener kleine Rest treu bleiben, der in diesen Jahren meine mütterliche Einladung angenommen hat und sich in die sichere Zufluchtstätte meines Unbefleckten Herzens einschließen lassen hat…»
Es ist bekannt, dass mindestens von diesem Zeitpunkt an Johannes Paul II. von einigen aus seiner Umgebung in Rom immer wieder gedrängt worden ist, mit Rücksicht auf seinen körperlichen Gesundheitszustand doch von seinem Papstamt zurückzutreten…

***

Als Hintergrund dazu wollen wir nun das «große Geschenk» Jesu an Maria Valtorta vom 6. Juli 1944 betrachten.

Das «große Geschenk»(6)

Jesu an Maria Valtorta

Lukas berichtet in seinem Evangelium, nachdem Jesus zu Beginn Seiner öffentlichen Mission den Versuchungen des Teufels in der Wüste widerstanden hatte:
«Und als der Teufel mit aller Versuchung am Ende war, ließ er von Ihm ab bis zu seiner Zeit» (4, 13).
An jenem 6. Juli sagt Jesus seiner Vertrauten:
«Schau, Meine Seele, wie sehr Ich Recht hatte zu sagen: «Die Kenntnis Meiner Getsemani-Qual würde nicht begriffen und zum Ärgernis werden?»
Die Menschen geben die Existenz des Dämons nicht zu. Und die, welche sie zugeben, wollen dennoch nicht gelten lassen, dass der Dämon die Seele Christi so hat peinigen können, dass er Ihn Blut schwitzen ließ. Du kannst es verstehen, die du ein Krümchen dieser Versuchung hast durchstehen müssen…
Du hast Mich gefragt: “Wie viele von Deinen Getsemani-Todesnöten lässt Du mich erfahren?”
Oh! Viele! Nicht, weil es Mir gefällt, dich zu quälen, einzig aus Meiner Güte heraus, weil Ich Dein Lehrmeister und Dein Bräutigam bin… so dass Mir dein Leiden ein Höchstmaß an Mit-Leiden mit Deinem leidenden göttlichen Bräutigam und an der Erlösung deiner Brüder schenkt… Deshalb schenke Ich dir so viele Getsemani-Stunden… wenn du in Gedanken die Erinnerung an die verschiedenen Stunden vereinst, wirst du die wahre Agonie deines Herrn erkennen…»
Hatte Jesus ihr bis dahin mehrmals den äußeren Ablauf dieser Stunde in Visionen gezeigt – wobei sie schon fast gestorben wäre – so lässt Er sie nun Seine Zwiesprache mit dem Vater erfahren, dessen heiligen Willen zu erfüllen Er freiwillig Mensch geworden war, um die gefallene Menschheit wieder mit ihrem Schöpfervater zu versühnen, das Vorauswissen der Vergeblichkeit Seines Opfers für Viele, Sein inneres qualvolles Abschiednehmen von Seinem menschlichen Leben, von Seiner Mutter Maria, von all den Armen, die an Ihm hingen, und schließlich Seine völlige Einsamkeit - die Trostlosigkeit, von Seinen besten Freunden, sogar den drei Vertrautesten, allein gelassen zu sein.
Nachdem Er die Drei zum zweiten Mal schlafend findet, steigt Seine innere Qual auf den Gipfel, weil auch der göttliche Vater sich zurückzieht. Seine heilige Menschheit sollte die furchtbare Strafe der Gottesferne durchleiden, in welche die Menschheit sich durch eigenen Willen gebracht hatte, indem sie sich Satan unterstellte. Es sollte das Geheimnis des äußersten stellvertretenden Sühneleidens für die Verzweifelnden sein, um sie zu retten.
Jesus sagt der Valtorta:
«… Und Ich war allein, das heißt, Ich war allein mit Satan… der zweite Teil Meines Gebets war noch qualvoller, weil Gott sich zurückzog und die Freunde schliefen. Sie bestätigten damit das Zischen Satans und die Stimmen des (irdischen) Lebens: «Du opferst dich für nichts. Die Menschen werden dich um deines Opfers willen nicht lieben… Die Menschen begreifen nicht…»»
Die Verzweiflung war, wie Jesus ihr sagt, die eigentliche Agonie Seines dritten Gebets, das «Sterben der Seele», denn die Seele des Gottmenschen sollte auch die totale Gottesferne der unbußfertigen Sünder durchleiden, um auch diese, wenn es möglich ist, retten zu können. Vor diesem Geheimnis des Passionsleidens des Erlösers muss alle menschliche Vernunft verstummen!
Seine Mutter Maria war es, die Ihm in dieser höchsten inneren Not den Trost eines Engels (es sei der Erzengel Gabriel gewesen) erwirkte, der Ihm die große Zahl der Seelen zeigte, die durch Sein Opfer gerettet würden.
Aber noch war es die Stunde Satans, die Stunde der Finsternis. In dieser Verlassenheit bot Satan sich dem Herrn als Tröster an, wie er es auch in Augenblicken tut, in denen einem Menschen von seinen Vertrautesten furchtbares Unrecht angetan wird.
Satan zog alle Register, um den Gottmenschen von Seiner Mission abzuziehen, den Willen des göttlichen Vaters zu vollbringen: Zuerst «leise wie ein Windhauch, penetrant wie ein Wespenstich, aufreizend wie das Gift einer Schlange, ließ sich die Stimme Luzifers vernehmen. Eine verstohlen säuselnde Flöte, so leise, dass sie unsere Aufmerksamkeit nicht weckt. Mit ihrer magischen Harmonie der Versuchung dringt sie ein und schläfert uns ein als ein scheinbarer Trost; ja, sie gibt sich sogar den Anschein einer übernatürlichen Tröstung.
Ach! Ewiger Betrüger, wie subtil gehst du vor! Das Ich verlangt nur nach Hilfe. Und es scheint, dass diese Stimme Hilfe bringt. Sie flüstert Worte des Mitgefühls, des Verständnisses…»
Jesus sagt der Valtorta, dass nur das Unterbewußtsein derer, die sich selbst von der beständigen Vereinigung mit der Göttlichen Liebe – dem Heiligen Geist – nähren, die ermattete Seele dann noch warnt und ihr zuruft: «Handle! Steh auf, Satan ist dir auf den Fersen!».
… Und dann setzte der härteste Kampf ein. Satan säuselte nicht mehr leise, sondern mit vollem Trompetengeschmetter; er bot dem Hilferufenden seine Schulter als Stütze an, versprach Ihm Rettung vor der Hinrichtung… falls der Gottmensch sich seiner Macht unterwürfe… «Entscheide dich. Sag mir: “Ja”!, bedrängte Satan den Gottmenschen.
Der reißt sich mit letzter Kraft der Seele, die Ihm den Blutschweiß am ganzen Körper auspresst, von dem Verführer los, tritt wieder in die totale Einsamkeit ein und antwortet ihm:
«Ich habe nichts mehr. Außer dem einen: den Willen des Herrn Meines Gottes zu tun. Weiche von Mir, Satan. Ich gehöre Gott!»
“Maria, Ich habe so geantwortet… Und das Herz ist unter der Anstrengung zerbrochen. Der Schweiß trat nicht mehr in Tropfen, sondern in Blutbächen aus… Ich habe gesiegt… Ich habe den ewigen Tod besiegt. Ich! Nicht Satan. Den (ewigen) Tod besiegt man, indem man den (leiblichen) Tod annimmt…”», sagt Jesus. (7)
In diesem Augenblick wurde Ihm der Engel des Trostes gesandt.
«… denn am Tage, da du davon bissest, musst du sicher sterben» (Gen 2,17), hatte Gott den ersten Adam im irdischen Paradies gewarnt, falls der Mensch sein Gebot nicht beachten würde. Adam und Eva haben es nicht beachtet, haben es vorgezogen, dem Betrüger zu glauben und sich so, ihm gehorchend, seiner Macht unterstellt. Und weil es bei der Verführung auch um die Weitergabe des Lebens ging (man lese dazu die Kapitel 8, 24, 25 und 26 im 1. Band «Der Gottmensch»), waren ein solcher Erlöser mit einer solchen Miterlöserin erforderlich, um die irregeleitete Menschheit von dem ewigen Tod zu erretten. «Ihr seid um einen teuren Preis erkauft» (1 Ko 6,20).
Der Versucher wollte also den Erlöser um jeden Preis von Seinem Heilswerk abhalten, um zu verhindern, dass Er «die Werke des Teufels zunichte mache» (1 Joh 3, 4), ja, er bot sich dem Herrn sogar als Helfer bei einer späteren Pseudoevangelisierung an, wenn Er sich ihm unterwürfe!

***

Jesus sagt der Valtorta in diesem Werk, dass Er, allein um diese Ursünde der Stammeltern zu sühnen, diesen Tod, mit der Vergießung auch des letzten Tropfens Seines Blutes, habe erleiden müssen.
Wenn nun hochgestellte Theologen unserer Tage - weil sie die Abstammung des Menschen von einem (unreinen) Tier (Affen) annehmen – verkünden, man könne die Lehre von der Ur- und Erbsünde nicht mehr aufrecht erhalten, dann dürfte man wohl erkennen, wie sehr das Ölbergs- und Kreuzesleiden Unseres Herrn damit verhöhnt wird.
(Folgt letzter Teil!)

Margarete Klein

Anmerkungen
(1) Vgl. «Die Hefte des Jahres 1944».
(2) Vgl. «Der Gottmensch», Bd 11, Kap. 662: Die Todesangst und Gefangennahme in Getsemane.
(3) Vgl. «Die Hefte des Jahres 1944», 4. Juli, S. 473.
(4) Karol Wojtyla, «Zeichen des Widerspruchs», Benziger/Herder, 1979.
(5) A.a.O., SS. 228-231.
(6) Enthalten in: Maria Valtorta, Preghiere.
(7) In dem Passionsfilm (Passion Christi, dvd) von Mel Gibson ist dieser Kampf Jesu mit Satan im Getsemani-Garten angedeutet, als Jesus der Schlange den Kopf zertritt.